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Lukas 16 Erklärung Gleichnis vom ungerechten Verwalter

Was meinte Jesus mit dem Gleichnis vom ungerechten Verwalter aus Lukas 16? Möchte Jesus uns hier wirklich ermutigen, so betrügerisch zu handeln, wie der Verwalter aus dem Gleichnis? Wie ist dieses Gleichnis zu verstehen? In diesem Artikel möchte ich ein paar Gedanken teilen, die dir dabei helfen können, das Gleichnis richtig zu interpretieren. Bevor du den Artikel hier liest, ist es sicherlich lohnenswert, sich das Gleichnis in Lukas 16,1-9 einmal durchzulesen.

Wieso wird der Verwalter gelobt?

Lukas 16,8
Und der Herr lobte den ungerechten Haushalter, dass er klug gehandelt habe.

Es ist doch ein wenig seltsam, dass der Verwalter von seinem Chef noch für sein scheinbar betrügerisches Verhalten noch ausgerechnet von ihm gelobt wird? Das macht für mich irgendwie nicht ganz so viel Sinn. Stell dir vor, du hast einen Angestellten, den du aufgrund unzufriedener Leistung entlässt. Und dann bekommst du noch mit, dass er dich im letzten Zuge auch noch hintergeht. Würdest du dann sagen: “Wow, coole Aktion. Muss man dir lassen. Respekt” ? Nicht wirklich.

Eine andere Kultur

Aber vielleicht wird das inhaltliche Problem hier aufgelöst, wenn wir uns die Kultur von damals genauer anschauen. Denn die Arbeitsverhältnisse und Vereinbarungen waren nicht immer so wie bei uns heute. Wenn du heute irgendwo angestellt bist, dann erbringst du deine vereinbarte zeitliche Leistung und bekommst dafür ein fest vereinbartes Gehalt.

Damals war das manchmal anders. Hier ein Beispiel. Als Verwalter sollte man z.B. Schulden eintreiben. Angenommen, um bei dem Gleichnis zu bleiben, der Verwalter sollte von jemanden 80 Sack Weizen kassieren. Der Deal war nun folgender mit seinem Herrn: “Treib meine Schulden ein und alles was du darüber hinaus kassierst, gehört dir bzw. interessiert mich nicht“. Sprich, wenn der Verwalter nun ein 100 Sack Weizen Schuldschein ausstellt, durfte er sich die 20 Sack Weizen mehr in seine eigene Kasse stecken. Der Meister wollte nur sein Soll-Wert bekommen. Alles was der Verwalter darüber hinaus den Leuten abverlangt bzw. dazu rechnet, gehörte ihm.

Genau das war auch der Grund, warum die Zöllner so unbeliebt waren. Weil sie genau in diesem Stil ihre Mitmenschen abzockten, um sich zu bereichern. Deshalb sprach Johannes auch diese Worte in Lukas 3,13 als ein Zöllner fragte, was er tun solle. “Er sprach zu ihnen: Fordert nicht mehr, als was euch vorgeschrieben ist!

Könnte es sein?

Könnte sich das Szenario aus dieser kulturellen Perspektive wie folgt abgespielt haben? Der Verwalter wird von seinem Arbeitgeber gekündigt. Der Verwalter reagiert sofort und reflektiert, was diese neuen Umstände für sein Leben bedeuten. Ihm ist klar, dass er reagieren muss. Er weiß, dass er für die Bauarbeit ungeeignet ist und zu betteln wäre ihm peinlich. Deshalb macht er sich einen Plan und hat folgende Strategie. Der Verwalter will die “letzten Stunden” in seiner Position nutzen, um in seine Zukunft zu investieren. Er möchte sich Freunde machen. Dazu geht er folgendermaßen vor.

Der Verwalter klappert die Schuldner ab und gibt ihnen einen “Rabatt”. Eigentlich zieht er nur sein zuvor darauf gerechneten Gewinn wieder ab und lässt die ursprüngliche Forderung niederschreiben. Für die Schuldner fühlt sich dies natürlich wie eine freundliche Geste seitens des Verwalters an. Das werden sie ihm nicht vergessen und sind sicherlich später gerne mal bereit, auch einen Gefallen für ihn zu tun.

Ergibt das Lob plötzlich doch Sinn?

Aus dieser Perspektive könnte das Loben von dem Meister doch Sinn ergeben. Denn es war tatsächlich eine kluge Reaktion vom Verwalter. Alle scheinen “happy” zu sein.

  • Der Meister bekommt sein Geld.
  • Die Schuldner denken sie hätten einen Rabatt bekommen und sind erfreut.
  • Der Verwalter hat Freunde gewonnen, die ihm jetzt in seiner Arbeitslosigkeit zu Nutze kommen könnten.

Was möchte uns das Wort Gottes nun sagen?

Aus dieser Perspektive würde ich folgendes daraus interpretieren.

Vers 8: Und der Herr lobte den ungerechten Haushalter, dass er klug gehandelt habe. Denn die Kinder dieser Weltzeit sind ihrem Geschlecht gegenüber klüger als die Kinder des Lichts.

Die Welt ist sehr reflektiert, wenn es um die eigene Zukunft geht. Es wird geplant, ausgerechnet und die aktuellen Strategien immer wieder überdacht, um seine Zukunft so gut wie es geht zu gestalten und zu beeinflussen. Ausgehend von diesem Denkprozess werden Entscheidungen getroffen und in Beziehungen investiert. Alle haben gerne Beziehungen, die in der Zukunft profitabel sein könnten. Und zu gerne haben wir die Zügel in die Hand, wenn es um unsere Zukunft geht.

Was möchte nun Jesus von uns? Könnte es sein, dass er sich die gleiche Gesinnung aber umgemünzt auf die ewige Zukunft wünscht? Dass wir im ähnlichen Eifer unsere derzeit irdischen vergänglichen Ressourcen (Geld, Zeit, Positronen, …) nutzen, um in Beziehungen zu investieren und Freundschaften entstehen zu lassen, die bis in die Ewigkeit gehen? Dabei spielt natürlich auch die Liebe zum Geld eine Rolle. Es bringt nichts, sich Geld anzuhäufen (und sogar andere Menschen dafür zu betrügen) nur um sich selbst zu bereichern. Es geht um zwischenmenschliche Beziehungen. Es geht um die Ewigkeit.

Vers 9: Ich sage euch: Nutzt euren weltlichen Besitz zum Wohl anderer und macht euch damit Freunde. Wenn er euch dann am Ende dieses Lebens ausgeht, werden eure Freunde euch in den ewigen Wohnstätten willkommen heißen.

Und wer weiß?! Eines Tages bist du endlich im Himmel bei Gott und andere Geschwister werden zu dir kommen und dir danken, dass du dich in ihr Leben investierst hast und den Weg zum Leben gezeigt hast. Worum geht es wirklich? Nicht um Geld. Das Geld selbst macht nicht glücklich. Die Geldliebe veranlasst uns den eigentlichen Fokus zu verlieren und bringt uns dazu, andere Menschen schlecht zu behandeln. Übrigens Jesus sprach hier auch zu den Pharisäern die wie es Vers 14 sagt sehr geldliebend waren.

Vers 14: Die Pharisäer, die sehr an ihrem Geld hingen, spotteten über Jesus, als sie das hörten.

In dem Zuge ist es vielleicht auch nochmal interessant, zu schauen, was zuvor geschah. Jesus war hier nämlich gerade im “Flow” 😉 und hatte bereits vorher schon paar Gleichnisse zu den Pharisäern gesprochen. Rate mal, welches Gleichnis er direkt zuvor erzählt hat? Das Gleichnis vom verlorenen Sohn, wo der eine Sohn Leben und Erfüllung im Reichtum erwartet und vergebens gesucht hatte. Aber seine Seele fand letztendlich doch Sättigung. Wo? In der Gegenwart des liebenden Vaters.

Ein weiterer Gedanke

Ergänzend zum Gleichnis könnte man noch eine weitere Perspektive in Betracht ziehen. Auch wir als Kinder Gottes – als Botschafter Christi – laufen hier heute in der Welt rum und können Menschen, die schuldig vor Gott sind, den Weg zur Freiheit zeigen. Jesus Christus. In Ihm ist alle Schuld getilgt. Jesus Christus hat alle Sünden und alle Schuld am Kreuz von Golgatha getragen. Er vergoss sein kostbares Blut, damit jeder, der an Ihn glaubt, Vergebung und ewiges Leben hat. Wir können auf unser eigenes Leben fokussiert sein oder auch herumgehen, Beziehungen knüpfen, und den Menschen von der echten ewigen Zukunft erzählen und wie sie ihre Schuld loswerden: In und durch Jesus Christus. 🙂 Allein aus Gnade.

Schlusswort

Ich gebe zu, dass es ein sehr kniffeliges Gleichnis ist, worüber man sich bestimmt über das ein oder andere Detail “streiten” bzw. unterschiedlicher Meinung sein kann. Hinzu kommt, dass gerade die deutschen Übersetzungen an der Stelle echt teilweise unterschiedlich und leider ungenau sind. Also wenn du mit dem Englischen vertraut bist, lies dir das Gleichnis auch gerne nochmal im Englischen durch.

Schreibt mir gerne ein Feedback, wenn du Fragen, Anregungen und Korrektur für mich hast. 🙂
Sei gesegnet.

4 Kommentare zu „Lukas 16 Erklärung Gleichnis vom ungerechten Verwalter“

  1. Ich habe auf keiner anderen Seite eine so gute und einfach verstehende Erklärung gefunden. Danke dafür! Ihr macht echt einen guten und hilfreichen Job!

  2. Vielen Dank für die Auslegung,
    ich bin auf deine Interpretation gestoßen, weil ich mich leider gar nicht mit der Bibel auskenne, aber bei Mary Wollstonecraft in “A Vindication of the Rights of Women” in der Widmung einen Verweis gefunden habe, wie sie Lukas 16:8 als Vehikel benutzt, um mehr Vernunft zu fordern, um Frauen die gleichen Rechte und Fähigkeiten wie Männern zu zugestehen.
    Jedoch fällt es mir sehr schwer dieses Gleichnis auf ihre Situation zu übertragen.
    Wenn der reiche Mann das Symbol für Gott ist und der Verwalter, als Verwalter von Gott, ein Mensch sein soll, bedeutet dies, dass sich Menschen, die sich unangemessen Rechte und Reichtümer aneignen untereinander Feine machen und Gleichheit (auch in Bezug auf Finanzen) dafür sorgen, dass man sich Freunde macht.
    Oder/Und:
    Wird man durch die Rechenschaft an Gott dazu ermutigt ein besserer Mensch zu sein und handelt deswegen vernünftiger?

    Meine Frage: Wie wird Moral begründet, wenn sich sich am Beispiel des Gleichnis nur verbessert, wenn Gott “interveniert”?
    Oder denke ich ganz falsch.
    Über eine Rückmeldung würde ich mich freuen.

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